IAA Absage wird zum Bumerang
Die Automobilbranche war und ist auch heute noch eine Schlüsselindustrie der deutschen Volkswirtschaft. Über 800.000 Jobs hängen direkt an den Herstellern, den Zulieferern und im Handel. Die große Werksschau der deutschen Top-Marken wie Mercedes-Benz, BMW, Audi oder Volkswagen fand seit 1951 schon fast selbstverständlich bei der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt statt. Die Welt traf sich am Main, um sich ein Bild davon zu machen wie die Mobilität der Zukunft aussieht. Allen voran die deutschen Hersteller wie Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen waren Treiber des Höher, Schneller und Weiters. Im letzten Jahr waren dann statt der üblichen 700.000 bis 800.000 Besucher nur noch 550.000 in Frankfurt zu Gast. Dies hatte sich die von Skandalen und Betrugsaffären gebeutelte Branche zum Teil selbst zuzuschreiben. Dazu kam das Verschlafen globaler Trends von Elektromobilität, Wasserstoff, Vernetztes Fahren und die damit verbundene Verunsicherung, welche Technologie denn richtungsweisend für die Herausforderungen der Zukunft sein könnte. Der Verbrennungsmotor, angezählt von Umweltaktivisten und Politik, schien ein Auslaufmodell. Der schwarze Peter lag trotz guter Verkaufsergebnisse bei der Industrie. Ein guter Zeitpunkt für Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann und den Hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, die Leitmesse in Frage zu stellen. Die Quittung hierfür gab es am heutigen Mittwoch. Der VDA gab am Nachmittag bekannt, dass die nächste IAA in Hamburg, Berlin oder München stattfinden würde. „Der zunächst fehlende, später halbherzige Einsatz für den Messestandort Frankfurt hat sich in mehrfacher Hinsicht als Bumerang erwiesen, der nun den Verantwortlichen in Frankfurt und Wiesbaden auf die Füße fällt,“ findet Henrik Statz, der Vorsitzende der FDP Hanau. Das Messegelände mit 400.000 Quadratmetern, die zentrale Lage mit Autobahndrehkreuz, Flughafen und ICE Bahnhof und die 50.000 Hotelbetten alleine in Frankfurt, machten den Standort nahezu ideal. Dies ist nun Geschichte. Aus der Branche heißt es, man wolle künftig in eine Stadt, in der das Auto geschätzt werde. Diese verbale Ohrfeige zum Abschied können sich Feldmann und Al-Wazir nun teilen. Inwieweit die Absage die gesamte Region treffen wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Aussteller und Messebesucher buchten Hotels bis tief in den Main-Kinzig-Kreis hinein. Events auf und um die Messe sorgten für gute Auslastung im gesamten Veranstaltungs- und Cateringgeschäft. Viele weitere Wirtschaftszweige in der gesamten Metropolregion Rhein-Main werden von dem Aus der Messe am Main betroffen sein. „Es ist ein Jammer, dass der Wert des German Engineerings den Verantwortlichen der Politik offensichtlich nichts mehr wert ist. Für die Unternehmen in der Region und deren Mitarbeiter hätten wir uns ein stärkeres Engagement von Seiten des Landes Hessen und des Nachbarn Frankfurts gewünscht, sagt der Vorsitzende der FDP Main-Kinzig, Daniel Protzmann. Schließlich finden sich auch in Hanau und Main-Kinzig-Kreis zahlreiche Zulieferunternehmen der Automobilindustrie mit mehreren Tausend Mitarbeitern.