Das Handwerk braucht bürokratische Entfesslung und neue Zugänge zum potenziellen Nachwuchs

Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist einer der größten Exportschlager. Leider wird das Erfolgsmodell Made in Germany in Deutschland immer weniger gelebt, dabei gäbe es hier so viele Möglichkeiten für Schulabgänger, die aus verschiedensten Gründen keine Hochschulausbildung anstreben. In der Konsequenz bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt und der Fachkräftemangel in den Handwerksberufen immer größer. Um sich vor Ort ein Bild von der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) bei der Kreishandwerkerschaft Hanau zu machen, besuchte der Bundestagskandidat der Freien Demokraten, Henrik Statz, das Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Hanau Nordwest.

Die Auftragsbücher im Handwerk sind immer noch voll, die Auswirkung der Coronapandemie und die dadurch unterbrochenen Produktions- und Lieferketten, sorgen allerdings in vielen Branchen für Verknappung und Preissteigerungen, hierzu zählen beispielsweise Chips aber auch Baumaterialien und Rohstoffe.

„Das weitaus größere Problem ist allerdings die Gewinnung von Nachwuchs,“ erklärt Kreishandwerksmeister Martin Gutmann. „Wenn Schüler heute an eine Ausbildung nach der Schule denken, kommt immer weniger Abgängern in den Sinn, dass man hierfür die eigenen Hände gebrauchen kann,“ ergänzt die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Nicole Laupus. Das liegt zum einen daran, dass Kinder und Jugendliche während ihrer Schulzeit gar nicht mehr mit den Handwerksberufen in Kontakt kommen, aber auch immer noch am niedrigen Ansehen des Handwerks, weil die Wertschätzung für körperliche Arbeit immer weiter sinkt. Gab es früher noch Werkunterricht in der Schule, ist die Schulbildung mittlerweile immer mehr vergeistigt und theoretisiert worden. Das zieht sich leider auch durch bis hin zu öffentlichen Ausbildungsträgern, die zwar in den handwerklichen Berufen ausbilden, aber durch die nicht stattfindende Arbeit im Betrieb, oft praxisfremd sind. „Hier wäre es sinnvoller, statt die Ausbildung staatlich zu lenken, gleich die Handwerksunternehmen mit ins Boot zu nehmen, auch um nicht nur handwerkliche, sondern auch kaufmännische Fertigkeiten zu vermitteln und das Lernen unter Praxisbedingungen weitergeben zu können,“ findet der Bundestagskandidat, Henrik Statz.

Ein weiteres Problem für das Handwerk ist die zunehmende Bürokratie und immer mehr Auflagen. „Wer heute noch als Handwerker sämtliche Auflagen erfüllen und allen Dokumentationspflichten nachkommen will, hat kaum noch Zeit zum Arbeiten,“ findet auch Andreas Schreiner, der stellvertretende Kreishandwerksmeister und Innungsmeister für das Maler und Lackierer Handwerk. Henrik Statz möchte sich dafür einsetzen, dass das Handwerk mehr Kontakte zu den weiterführenden Schulen in der Region erhält, um die Berufsbilder im Idealfall auf Augenhöhe durch Auszubildende in den Klassen vorstellen zu können. Gleichzeitig möchte er sich mit den Freien Demokraten im Deutschen Bundestag für die Überprüfung sämtlicher bürokratischer Vorgaben für Baugewerbe und Handwerk stark machen. Für jede neue zusätzliche Vorschrift, sollen zwei bestehende gestrichen werden. „Es wird höchste Zeit, das Korsett für den Mittelstand aufzuschneiden, dass die Unternehmen wieder frei atmen können. Das würde nicht nur zu mehr Gründungen führen, sondern auch die Unternehmensnachfolge attraktiver machen und Bauen günstiger machen,“ schließt Statz ab.