Besuch der FDP-Fraktion bei der Jüdischen Gemeinde Hanau — Statz: „Antisemitismus ist Realität in der Mitte der Gesellschaft – wir dürfen nicht wegsehen.“

Vertreterinnen und Vertreter der FDP Hanau haben die Jüdische Gemeinde Hanau besucht, die vor mittlerweile 20 Jahren neu gegründet wurde. Für die Gemeinde sprach Geschäftsführer Oliver Dainow, der bereits vor wenigen Tagen beim Gedenken an die Novemberpogrome deutliche Worte gefunden hatte – und diese Einschätzungen nun eindringlich bekräftigte.
Dainow machte im Gespräch klar, dass er zunehmend ratlos sei. „Alle Versuche, jüdisches Leben als gemeinschaftliche Selbstverständlichkeit – frei von Angst und Bedrohung – in der Stadtgesellschaft zu verankern, sind gescheitert,“ erklärte er. Antisemitismus habe Deutschland nach der Shoa nie verlassen; er sei lediglich phasenweise weniger sichtbar gewesen. Heute jedoch zeige er sich offen in nahezu allen gesellschaftlichen Milieus – im bundesweiten Kulturbetrieb, an Hochschulen und sogar in bürgerlichen Kreisen.
Besorgniserregend seien zudem die Überschneidungen an den politischen Rändern: Links wie rechts gebe es zunehmend offene Anfeindungen gegenüber jüdischem Leben. Auch der islamistische Antisemitismus sei noch immer auf dem Vormarsch. Die Folgen des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 seien bis heute spürbar. Die gesellschaftliche Stimmung sei aufgeheizt, Kritik an der israelischen Regierung mische sich immer häufiger mit klassischen antisemitischen Narrativen. „Selbst in Milieus, die sich sonst als aufgeklärt verstehen, etablieren sich antisemitische Ressentiments wieder,“ so Dainow.
Besonders alarmierend sei, dass antisemitische Muster längst nicht im Privaten bleiben, sondern verstärkt in die Öffentlichkeit drängen. Unter dem Deckmantel vermeintlich legitimer Israelkritik fänden Demonstrationen statt, deren Inhalte teils klar antisemitisch seien und die sogar das Existenzrecht Israels infrage stellten. Diese Ereignisse gefährden auch das alltägliche Leben der Gemeindemitglieder. So musste im Sommer am Sabbat ein Gottesdienst abgesagt werden – aus Sicherheitsgründen.
Henrik Statz, Vorsitzender der FDP-Fraktion und des FDP-Stadtverbands sowie designierter Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 15. März 2026, zeigte sich von den Schilderungen Dainows tief betroffen. „Ich bin entsetzt über diese Entwicklungen – nicht nur über das, was wir in sozialen Medien nahezu straffrei beobachten, sondern auch über die zunehmenden Repressionen im Alltag, etwa an Hochschulen,“ so Statz.
Statz betonte, wie wichtig es sei, jüdisches Leben sichtbar zu machen und Berührungspunkte zu schaffen. „Wir brauchen mehr offene Veranstaltungen, bei denen Menschen die Gelegenheit haben, jüdischen Glauben, Traditionen und vor allem die Menschen selbst kennenzulernen – so wie es die Bildungsangebote der Gemeinde an Schulen bereits seit Jahren vorbildlich zeigen.“
Zugleich sagte Statz der Gemeinde zu, deren konkrete Sorgen frühzeitig in die politischen Prozesse einzubringen. „Es muss alles getan werden, damit jeder Mensch in Hanau, unabhängig von seinem Glauben, seine verfassungsmäßigen Rechte sicher und ohne Angst wahrnehmen kann,“ betonte Statz. Darüber hinaus sei jeder dazu verpflichtet auch in seinem privaten Umfeld Antisemitismus entgegenzutreten, wo er ihm begegnet.
Die FDP Hanau dankt der Jüdischen Gemeinde ausdrücklich für ihre Offenheit und den Austausch und sichert zu, den Dialog fortzuführen sowie antisemitischen Tendenzen in Hanau entschlossen entgegenzutreten.







