Flexibilität der Öffnungszeiten sichert auch die Arbeitsplätze im stationären Handel.
FDP Hanau fordert eine neue Diskussion über flexible Öffnungszeiten und Rechtsicherheit bei verkaufsoffenen Sonntagen.
Der letzte vom Einzelhandel in Hanau geplante verkaufsoffene Sonntag im November 2017 wurde durch einen Eilantrag der Gewerkschaft Verdi nur wenige Tage vor dem Aktionstag untersagt. Verantwortliche der Stadt Hanau und Händler waren stinksauer, wurde der Tag bereits breit beworben, Dienste eingeteilt und Ware extra disponiert. Selbst auf Seiten vieler Angestellter im Handel stieß die unverhoffte Freizeit nicht nur auf Freudensprünge, bedeuten doch fünf Stunden Arbeit am Sonntag neun Stunden Freizeitausgleich an einem Werktag zuzüglich Lohnaufschlag. Insbesondere für Teilzeitkräfte mit Familie sind die Sonntage eine Chance, flexibler Geld zu verdienen und Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Als Konsequenz und Reaktion auf die fehlende Rechtssicherheit haben sich viele Städte und Einzelhandelsverbände in Hessen dazu entschlossen, in 2018 keine verkaufsoffenen Sonntage mehr durchzuführen. Stattdessen veranstalten Städte, Handelsverbände und Interessenvertretungen wie der Hanauer Marketing Verein nun Märkte und Aktionstage ohne Ladenöffnung, um auch bei schönem Wetter die Verwaisung der Innenstädte am Sonntag zu verhindern.
Um diese Reaktion des Handels zu diskutieren, luden der neue Vorsitzende der Hanauer FDP, Henrik Statz und sein Stellvertreter Dr. Michael Weller verschiedene Einzelhändler der Brüder Grimm Stadt zu einer Gesprächsrunde in die Firmenzentrale des Textilunternehmens Bailly Diehl ein. An der Diskussion nahmen neben Hausherr Michael Bailly, Diana Schreiber, Centermanagerin Forum Hanau, Gotthard Klassert, Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und Mitinhaber des Optikergeschäfts Klassert & Seeliger teil. Norbert Schalinsky, Vorsitzender des Hanau Marketing Vereins und Geschäftsführer des Saturn Markts im City Center Hanau war leider kurzfristig verhindert.
Die Absage des letzten verkaufsoffenen Sonntags im November 2017 empfanden alle Teilnehmer insbesondere wegen ihrer Kurzfristigkeit als Schlag ins Gesicht. „Dies begünstige das Abwandern der Kunden vom stationären Handel zum Onlinehandel und zerstöre so auch die Bemühungen der Stadt und der Hanau Marketing GmbH, die Innenstadt auch an Sonntagen mehr zu beleben“, führt Michael Bailly aus, der erst am vergangene Samstag ein neues Geschäft in der Hanauer Innenstadt eröffnet hat. „Aktionstage wie die Auto Show an einem Sonntag im April würden zwar die Innenstadt füllen, anhand der niedrigen Belegungszahlen in der Tiefgarage des Forum Hanau könne man aber feststellen, dass solche Tage nicht genügend Besucher aus dem Umland anlocken würden. Somit bliebe der gewünschte Werbeeffekt für die Stadt aus,“ stellte Diana Schreiber vom Forum Hanau fest.
„Während die Online-Umsätze also weiter vom Freitagnachmittag bis zum Sonntagabend kontinuierlich ansteigen, müssen sich stationäre Händler immer mehr einfallen lassen wie sie innerhalb ihrer vom Gesetzgeber vorgegebenen Öffnungszeiten Umsätze stabil halten können und dabei Arbeitsplätze sichern,“ wirft Gotthard Klassert ein.
In Nordrhein-Westfalen hat die Regierungskoalition aus CDU und FDP das sogenannte Entfesselungspaket auf den Weg gebracht. Dies soll das Leitbild eines unkomplizierten Staats unterstützen, der Bürgern möglichst unbürokratische und unkomplizierte Prozesse anbietet und jedem Menschen die Chance einräumt, ohne große Hindernisse seine eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben. Durch diese Initiative erhalten Kommunen und Händler in Nordrhein-Westfalen nun die Möglichkeit, an bis zu acht Sonntagen im Jahr die Geschäfte zu öffnen. Die gesamte Handelswelt in Deutschland schaut nun, ob diese Neuregelung Bestand haben wird.
„Der stationäre Handel ist ein wichtiger Standortfaktor. Es soll auch nicht mehr Konsum generiert werden. Vielmehr soll der Anteil des lokalen stationären Handels zum Wohl vom lokalen Handel – das bedeutet Händler gleichermaßen wie Angestellte – und der Stadt stabil gehalten oder gar vergrößert werden,“, erklärt Dr. Michael Weller von der Hanauer FDP. Wer attraktive Innenstädte will, muss in allen Angebotssegmenten gut aufgestellt sein. „Einzelhändler, die eine gute Sortimentsarbeit leisten und eine hohe Beratungskompetenz besitzen, werten jedes Stadtbild auf. Damit sie davon leben und ihr Personal bezahlen können, müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kunden dann zu bedienen, wenn es ihre Kunden wünschen“, ergänzt Henrik Statz. „In Hessen fordern wir gar nicht eine vollständige Öffnung der Geschäftszeiten, sondern lediglich Rechtssicherheit für vier Sonntage im Jahr. Die dadurch gewonnenen Zusatzumsätze sichern auch die Arbeitsplätze der Angestellten im Handel. Diese gewonnene Sicherheit muss auch im Interesse der Gewerkschaften und der Kirchen sein“, schließt Statz seine Argumentation für eine neue Diskussion über die Verkaufsoffenen Sonntage in Hessen ab.