Rede von Angelika Opfermann zum Prüfantrag Traumaambulanz
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin Funck,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine Damen und Herren,
Wem ist das nicht schon mal passiert, sie heimwerken, machen Sport oder auch Hausarbeit und sie verletzen sich dabei. Sie wenden sich an die Notfall-Ambulanz oder auch Notaufnahme im Klinikum Hanau. Nach der ersten Einschätzung Ihrer Verletzung müssen Sie vielleicht noch warten, weil dringendere Fälle Vorrang haben. Das kann im Einzelfall auch mal mehrere Stunden dauern, aber danach wird Ihnen geholfen.
Nun, diese Ambulanz ist auch die Unfall-Ambulanz, wo Personen mit körperlichen Problemen behandelt werden.
Aber, was ist mit den Personen, die durch Gewalt einen seelischen Schaden erlitten haben und dadurch traumatisiert sind?
Das sind z.B. Frauen nach Vergewaltigungen, die statistisch gesehen übrigens die größte Gruppe bilden. Des weiteren sind das Kinder und Jugendliche nach sexuellem Missbrauch oder die häusliche Gewalt nicht nur an Frauen und Kindern, sondern, auch das kommt vor, an Männern.
Diese Liste ließe sich noch weiterführen, soll aber jetzt genügen, weil ich davon ausgehe, dass jeder hier im Hause weiß, was gemeint ist.
Bisher habe ich jedoch nur von den unmittelbar Betroffenen gesprochen, den Opfern.
Wir dürfen aber nicht die vergessen, die „nur“ mittelbar im Umfeld betroffen sind, wie z.B. Eltern, Partner, Kinder usw. Auch diesen Personen muss geholfen werden, denn auch sie können durch miterlebte Gewalt traumatisiert sein.
Und jetzt komme ich zu unserem Antrag, der Trauma-Ambulanz.
Was ist das eigentlich?
Trauma-Ambulanzen sind Anlaufstellen für die Akutversorgung von Opfern traumatisierender Ereignisse, insbesondere von Gewalt-und Sexualstraftaten.
Sie integrieren die medizinische und psychotherapeutische Akutversorgung, die Klärung von psychosozialen Notlagen und auch eine Rechtsberatung.
Eine Trauma-Ambulanz soll den Opfern die monatelange Wartezeit bei niedergelassenen Ärzten und Psychologen ersparen und damit eine Akutversorgung ermöglichen.
Studien haben gezeigt, dass die zeitnahe Behandlung eines Trauma-Patienten eine weitaus größere Chance auf Heilung bietet, als nach einer monatelangen Wartezeit.
Und nun sind wir wieder bei den Wartezeiten, aber nicht für die Unfall-Ambulanz (Sie erinnern sich, schlimmstenfalls mehrere Stunden), sondern die Wartezeit für Trauma-Patienten, und zwar hier aus Hanau und Umgebung.
Da es weder in Hanau noch im gesamten Main-Kinzig-Kreis eine Trauma-Ambulanz gibt, müssen unsere Patienten z.B. nach Frankfurt/Main ins Zentrum für Psychotraumatologie fahren und das erst nach bis zu 12 Monaten Wartezeit!
Weitere Anlaufstellen gibt es in Fulda und Kassel, aber auch dort ist eine Behandlung erst nach mehreren Monaten möglich.
Es kommt also zu den unzumutbar langen Wartezeiten noch eine Wohnort ferne Behandlung hinzu.
Aus diesem Grund stellt die Hanauer FDP den Antrag zu prüfen, wie die Voraussetzungen zur Einrichtung einer Trauma-Ambulanz am Klinikum Hanau zur Akutversorgung (d.h. Zeit- und Wohnort nah) von traumatisierten Gewaltopfern geschaffen werden können.
Da diese Behandlung noch nicht zur Regelfinanzierung der Krankenkassen gehört,sollte zunächst nach Sonderfinanzierungen über Kostenträger, Bund und Land gesucht werden.
Aber, und das ist das Ziel der FDP, und das sollte auch unser aller Ziel werden, müssen wir gemeinsam einen Weg der Finanzierung finden, denn das sind wir alle den Traumatisierten Opfern von Gewalt schuldig!
Wir bitten Sie um Zustimmung unseres Prüfantrags.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.