MEHR WERTSCHÄTZUNG UND WENIGER BÜROKRATIE
FDP Vertreter treffen Vorstand der Kreishandwerkerschaft.
Je nach Sparte sind die Handwerksunternehmen bisher sehr unterschiedlich durch die Corona-Krise gekommen. Nach Schätzungen der Kreishandwerkerschaften werden beispielsweise ca. 20 bis 30 Prozent der Friseurbetriebe den Lockdown nicht überleben. Das Baugewerbe hat sich bislang als recht stabil erwiesen. Aber auch hier erwartet man einen Umsatzeinbruch, wenn Kurzarbeit und Hilfen auslaufen. Darüber hinaus sorgen sich Betriebe um zunehmende Bürokratien und den Fachkräftemangel.
„Das Handwerk ist das Rückgrat der lokalen Wirtschaft,“ erklärt Kreishandwerksmeister Martin Gutmann im Gespräch mit dem Vorsitzenden der FDP Main-Kinzig, Daniel Protzmann, dem Vorsitzenden der FDP Hanau, Henrik Statz und dem Schatzmeister der FDP Hanau, Michael Truckenbrodt. „Doch obwohl jeder weiß, wie wichtig Handwerksbetriebe für die Volkswirtschaft sind, wird in der Politik regelrecht an den überwiegend mittelständischen Betrieben vorbei gearbeitet,“ so Gutmann weiter. Das zeige sich auch wieder in der Coronazeit, wo zum Beispiel den Friseuren mit der November- und Dezemberhilfe so gut wie gar nicht geholfen wurde, was zu vielen Insolvenzen führen wird, während auf Baustellen Personalknappheit herrscht.
„Die meisten Betriebe im Handwerkskreis Hanau beschäftigen drei bis fünf Mitarbeiter, doch die zunehmende Bürokratie erfordere im Grunde für jeden dieser Betriebe eine zusätzliche Kraft, die sich ausschließlich um administrative Aufgaben kümmert,“ klagt der stellvertretende Kreishandwerksmeister Andreas Schreiner. Angefangen von den notwendigen Aufgaben wie Buchhaltung und Personalwesen, kommen zusätzlich Dokumentationspflichten bei verbauten Materialien, Einhaltung von Arbeitsschutzrichtlinien, angefangen von TÜV Bescheinigungen für Arbeitsgeräte wie Bohrmaschinen oder Leitern, nun auch noch Kontaktnachverfolgung auf Baustellen hinzu. Während Handwerksunternehmen aus der Innung, die weiterhin jungen Menschen einen Ausbildungsplatz vor Ort anbieten, unter der zusätzlichen Belastung ächzen, entfallen viele dieser Pflichten bei den wenig regulierten Einzelunternehmern. Das führt dazu, dass bei Ausführungen durch Generalunternehmer am Bau, klassische Handwerksbetriebe kaum noch zum Zuge kommen und sich Scharen von Einzelunternehmern auf Baustellen tummeln. Leider gehen die Kommunen auch bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen nicht immer mit gutem Beispiel voran, sondern vergeben gerne ebenfalls Aufträge an Generalunternehmen oder an Betriebe weit außerhalb der Region, sodass auch Wertschöpfung und Steuereinnahmen durch Unternehmensgewinne aus den Regionen abfließen.
Aber nicht nur die Corona-Pandemie und die Bürokratie machen es den Handwerksbetrieben schwer. Die Sparten, die noch gut verdienen, leiden gerade massiv unter dem Fachkräftemangel. Das Ansehen des Handwerks ist trotz guter und vor allem auch schneller Verdienstaussichten nach Schulende nicht das Beste. Das führt dazu, dass die meisten Schulabgänger sich lieber in Richtung Studium orientieren, auch dann, wenn sie sich mit praxisnaher Arbeit leichter tun würden. Zumal Ausbildungen zum Meister eine Allrounderausbildung bedeuteten. Der Meisterbrief sei immer noch ein Gütesiegel für verbriefte Qualität, doch sind in den Jahren der Lockerungen bei der Meisterpflicht viele Unternehmen entstanden, die nun unter Bestandsschutz stehen und häufig das gesamte Handwerk in Verruf bringen. „Wir brauchen wieder mehr Wertschätzung für das Handwerk,“ sagt der Vorsitzende der FDP Main-Kinzig, Daniel Protzmann. „Das beginnt bei der Ausweisung nachfragegerechter Gewerbeflächen für Betriebe und geht weiter bei der transparenten Vergabe öffentlicher Aufträge,“ so Protzmann weiter. „Bei der Entwicklung der zunehmenden Bürokratie müssten Verwaltungen langsam darüber nachdenken, einen Entbürokratisierungsbeauftragten einzustellen, der überflüssige und unverhältnismäßige Vorschriften identifiziert und ausmerzt,“ findet der Hanauer FDP Vorsitzende, Henrik Statz.. Nur wenn sich Unternehmen wieder auf ihre Arbeit konzentrieren können, werden sie langfristig am Markt bestehen können.