It’s the economy, stupid
FDP Hanau kommentiert neueste Konjunktur-Umfrage der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und die angekündigte Schließung der Produktion von Ketosäuren für Pharma-Anwendungen bei Evonik am Standort Hanau
Hanau, 13.10.2024 „Zu Beginn des Jahres wurden wir noch schräg angesehen, wenn wir von einer Deindustrialisierung Deutschlands und einem Abwandern des Mittelstands gesprochen haben, heute sind wir leider schon mittendrin,“ kommentiert der Orts- und Fraktionsvorsitzende der Hanauer FDP, Henrik Statz die Herbst-Konjunktur-Umfrage der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Bereits zum vierten Mal in Folge hat sich die Stimmung in der Industrie weiter eingetrübt, ein Phänomen, das sich letztmalig in der Weltfinanzkrise des Jahres 2009 gezeigt hat. Das zeige den Ernst der Lage, die viele noch nicht wahrhaben wollten.
Der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland lag in den letzten Jahren, je nach Miteinbeziehung einzelner Branchen, bei 20 bis 24 Prozent. Die deutsche Industrie ist also eine der wichtigsten Säulen unseres Wohlstands, sozusagen einer der dicksten Äste, auf denen wir sitzen, den wir aber gerade mutwillig absägen. Noch betrüblicher ist, dass die befragten Unternehmen keine große Hoffnung auf Besserung haben, was man in Konsequenz auch beispielsweise bei der für Ende 2025 vom Spezialchemiekonzern Evonik geplanten Einstellung der Produktion von Ketosäuren für Pharma-Anwendungen in Hanau zulasten von 260 Arbeitsplätzen sehen kann, wobei Evonik bis zum Jahr 2032 glücklicherweise betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen hat. Die Unternehmen schließen nicht aus Spaß solche Sparten und streichen Arbeitsplätze, sie sind gezwungen, sich den Wettbewerbsverhältnissen anzupassen und wenn man in einzelnen Geschäftsfeldern nicht mehr marktfähig ist, müssen neue, gewinnbringende Geschäftsfelder aufgebaut und erschlossen werden, die ihrerseits Arbeitsplätze und Wohlstand sichern. Evonik in dieser Transformation als Stadt Hanau nach Kräften durch die Wirtschaftsförderung oder politische Beschlüsse zu unterstützen, ist nicht nur gute Tradition und oberste Räson, sondern aus kommunalpolitischer Sicht natürlich auch eigennützig. Die Wertschöpfung vor Ort stärkt die gesamte städtische Konjunktur und auch den Arbeitsmarkt mit allen Vorleistungsgüterproduzenten, Händlern und Dienstleistern. Sie füllt aber auch die städtischen Kassen mit Steuereinnahmen, die für sämtliche Leistungen der kommunalen Daseinsvorsorge eingesetzt werden können. „Es wird Zeit, dass eine solche Miteinanderkultur auch im Bund gelebt wird und Industrie nicht als Feind verstanden wird, den man mit Generalverdächtigungen und bürokratischen Antrags-, Dokumentations- und Berichtspflichten drangsaliert,“ kritisiert Statz, der selbst aus einer industriell geprägten Familie stammt. Es brauche wieder Planungssicherheit mit klaren und vernünftigen Regeln, mit ernst gemeintem Bürokratieabbau, mit wettbewerbsfähigen Energiepreisen, mit einer funktionierenden Infrastruktur und mit einem besseren Zugang zu Fachkräften aus der ganzen Welt, damit uns der demografische Wandel nicht komplett austrocknet, es sei kurz vor 12, dass man endlich den Schuss höre, schließt Statz ab.
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