WIDERWÄRTIGKEIT IST NICHT MIT FREIHEIT DER KUNST ZU RECHTFERTIGEN

16.03.2021

FDP HANAU UNTERSTÜTZT OFFENEN BRIEF GEGEN DAS FILMPROJEKT ZU HANAUER ANSCHLÄGEN

Die Kunstfreiheit ist ein hohes Gut und mit gutem Grund durch unsere Verfassung geschützt. Sie setzt aber auch die Verantwortung des Kunstschaffenden und ein respektvolles Werteverständnis voraus, was bei diesem Projekt offensichtlich ein Mangel ist. Die Vereinnahmung von Opfern eines grausamen Gewaltverbrechens in diesem Zusammenhang– zudem ohne jedes Wissen der Opferangehörigen -erachten wir als schändlich und unterstützen auch das rechtliche Vorgehen gegen im Raum stehende, vorsätzliche Falschbehauptungen gegen das Hanauer Ordnungsamt. Dieses bewusste Ausblenden von Fakten sehen wir als Indiz für eine fehlende Auseinandersetzung, die hier sicherlich notwendig gewesen wäre, um die Karte der Kunstfreiheit spielen zu können.

Bei aller Emotion, die naturgemäß in diesem Thema steckt, sind wir weiterhin für eine sachliche Auseinandersetzung und Aufarbeitung, zu der ein Werk wie es in der Berichterstattung skizziert wird, keinen Beitrag leisten kann. Das Stilmittel eines konstruktiven Gegenentwurfs würde der Gesamtdiskussion sicher besser tun als die hetzende Überzeichnung und den in anderen Werken bereits zur Schau gestellten Gewaltfetisch. Im Sinne der Opferangehörigen und der immer noch laufenden Trauerarbeit in der gesamten Stadt, drängen wir darauf, das Werk abzubrechen. Es soll Spaltung bringen, wo Einigkeit gefragt ist. Soll provozieren, wo Sensibilität gefordert ist. Soll Wunden wieder aufreißen, wo Trauer stattfindet. Die Tatumstände, die Motivation des Täters, das vergiftete Umfeld und die Beseitigung von Alltagsrassismus, werden uns in Hanau noch lange beschäftigen. Wer diesen Prozess konstruktiv begleiten möchte, ist jederzeit willkommen. Ein Voyeurismus, der die Opfer für seine Selbstdarstellung unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit nutzen möchte, ist es nicht.